Die zwölf Tierkreiszeichen und geschmiedete Tiermotive für die Klassenräume

• Darstellung: Schmiedeeiserne Beschläge für Eingangstür und Klassenräume
• Material/Kunstform: Eisen
• Künstler: Gem. Information von Herrn Uwe Knaup: Gezeichnet vom damaligen Baurat Alfred Dietrich, gefertigt von der Firma R. Westphal
• Aufstellung: Beim Bau der Schule 1955
• Standort: Cleverhofer Weg 118, Grundschule Cleverbrück
• Initiator: Kunst am Bau

Die Stadtväter von Bad Schwartau mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Heinz Blankenburg an der Spitze trafen 1949 eine gute Entscheidung, als sie meinen Vater Alfred Dietrich zu ihrem Stadtbaurat wählten. Mit 46 Jahren brachte er alle Voraussetzungen für die zur Lösung anstehenden Probleme mit: umfassendes bauliches und stadtplanerisches Fachwissen und insbesondere sehr vielseitige praktische Berufserfahrung. So weist seine nur unterbrochen von Soldatenzeit, berufliche Laufbahn als Regierungsbaumeister Gefangenschaft und Flucht der Familie – Stationen auf, die ihm für die Aufbaujahre in Schwartau von großem Nutzen waren. Bereits in jungen Jahren war er beispielsweise nicht nur am Bau der Pädagogischen Akademie (heute Fachhochschule) in Kiel, sondern auch an ländlichen und städtischen Schulbaumaßnahmen in Ostpreußen in führender Position.

Das Schuljubiläum gibt mir Anlass, mich etwas intensiver mit dem Werk meines verstorbenen Vaters zu befassen. Er war sich ganz sicher der Wichtigkeit der Aufgabe in Cleverbrück und der großen Verantwortung bewusst, wenige Jahre nach Kriegsende eine 18-klassige Volks- und Berufsschule (die heutige Grundschule) neu bauen zu dürfen. Ohne den heute üblichen Architektenwettbewerb und das Delegieren von Einzelmaßnahmen, zeichnete er selbst verantwortlich für den Entwurf, die Ausführung und die Bauleitung

Alles trägt seine Handschrift: der typisch nordeutsche rote Klinker mit weißen Fensterrahmen, der zeitlos schöne Eingangsbereich mit den schmiedeeisernen Tierkreiszeichen und den sieben Türmen der Nachbarstadt Lübeck. Mit viel Liebe zum Detail und pädagogischem Einfühlungsvermögen entwarf er für jeden Klassenraum ein dekoratives Tierpiktogramm, um allen Schülern die Orientierung und Identifikation zu erleichtern. Schmiedemeister Zielke führte alle Entwürfe bis hin zu den formschönen Treppengeländern in Schmiedeeisen aus. Auch ein rundes Aquariumfenster in der Pausenhalle durfte nicht fehlen. Vater war Baumensch mit Leib und Seele. Ich sehe ihn noch an den Wochenenden mit dicker Zeichenkohle und Zeichenpapier im Großformat am ausgezogenen Esstisch unserer Familie in der Roonstraße die genannten Tiersymbole zeichnen. Mit Bauzeichnungen und Lageplänen bin ich aufgewachsen. Aber Tiere, das war etwas Besonderes: Hase, Fisch, Libelle, Möwe, Hirschkäfer, Pfau usw. Bei der Möwe griff Vater den Hinweis meines 12-jährigen Bruders auf, dass ein Bein aus perspektivischen Gründen etwas länger sein müsse als das andere.

Recht interessant erscheint mir ein Kostenvergleich: Der Neubau der 20 Fertigteilhäuser mit 40 Wohnungen ,,Am Brahmberg“ kostete damals 280 000 DM, die Cleverbrücker Volksschule 900 000 DM. Bei der Einweihung 1955 wurde auch vereinzelt Kritik an der angeblich zu aufwändigen Bauausführung der neuen Schule geübt. Aus heutiger Sicht darf man dankbar sein, dass Alfred Dietrich vor 50 Jahren eben keinen reinen Zweckbau schuf, sondern mit Weitblick helle, freundliche und großzügig zugeschnittene Klassen- und Funktionsräume für hoffentlich noch viele weitere Schülergenerationen und ihre Lehrkräfte. In diesem Sinne: herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Jubiläum!