Manchmal zeigt eine Karte mehr als tausend Worte. Die beigefügte Karte
habe ich selbst aufgezeichnet und sie zeigt die vermutete Situation um
1200. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass leider aus dieser Zeit nur
sehr wenige Urkunden existieren und die Bodenfunde nur unzureichend
untersucht sind. Auf der Karte ist im unteren rechten Rand die „Lange
Hörn“ eingezeichnet, heute als „Riesebusch“ bekannt. Darauf ist eine
Befestigungsanlage noch heute zu sehen. Die Archäologen wie auch die
Historiker glauben, dass es sich bei der Befestigungsanlage um die Burg des
Bischofs von Lübeck handelt, weil bei einer Ausgrabung 1914
entsprechende Spuren aus dieser Zeit gefunden wurden. Das ist aber nicht
gesichert, denn oft wurden Burgen in frühere Befestigungen hineingebaut.
Die 1917 veröffentlichen Zeichnungen dieser Befestigungen auf der
„Langen Hörn“ sind allerdings auch nicht vollständig erfasst. Betrachtet
man eine LIDAR Aufnahme aus neuerer Zeit, so ist zu erkennen, dass die
Lange Hörn durch Graben und Wall in eine Vorburg und eine Hauptburg
unterteilt wird. Nach Norden ist die Hauptburg durch ein regelrechtes
Grabensystem von drei oder vier hintereinander gestaffelten Wällen und
Gräben gesichert gewesen.
Auf dieser LIDAR Aufnahme ist auch zu sehen, dass unterhalb der
Hauptburg und am Ufer der Schwartau ein kleiner Hügel zu erkennen ist.
Diesen Hügel haben wir untersucht. Zunächst haben wir Bodenproben
gezogen, um zu erkennen, ob es sich um gewachsenen Boden oder um
aufgeschütteten Boden handelt. Dann haben wir den Hügel vermessen. Es
handelt sich um einen Hügel, der ca. 25m im Durchmesser misst, und heute
nur noch eine Höhe von ca. 2m über Bodenniveau hat, da er stark
abgetragen wurde. Um den Hügel muss ein Graben gewesen sein, der sein
Wasser aus der Schwartau bezog. Dr. Holger Kähning, ein Archäologe, kann
sich noch daran erinnern, als in dem Graben Wasser war und Viehherden
den Boden nach und nach in die Grabenanlagen geschoben haben. Später
wurde der Graben wahrscheinlich eingeebnet und der Hügel dabei in den
Graben abgeflacht. Vermutlich war der Hügel ehemals etwa 4-5m hoch und
25m im Durchmesser breit. Der Graben war wahrscheinlich um 5-7m breit.
Dies alles spricht für eine Turmhügelburg, deren Rekonstruktion wir aus
Lütjenburg kennen.
Nun stellen sich mehrere Fragen: War die Burganlage auf der Langen Hörn
schon untergegangen und es handelte sich dabei um eine alte Volks-oder
Fliehburg? Handelt es sich bei der Turmhügelburg um eine frühe
Befestigung zur Sicherung des alten Parins. Das alte Parin (slawisch) lag
wahrscheinlich näher an der Schwartau als das heutige Groß Parin. Dann
würde es sich um eine ganz frühe Turmhügelburg aus der Zeit um 1150
handeln. Ein sogenannter „Lokator“ war dafür verantwortlich, dass die
besiegten Slawen auch Steuern bezahlten und die hinzukommenden
deutschen Neusiedler auch Grund und Boden der besiegten Slawen
übernehmen konnten. Später siedelten die Slawen in Klein Parin und die
deutschen Siedler bauten ihr Dorf an der heutigen Dorfstelle neu auf. Die
Burg wanderte quasi mit. Dafür haben wir aber bisher keine Belege, es sind
nur Vermutungen.
Eine andere Möglichkeit ist: Auf dem Riesebusch hat der Bischof von
Lübeck einen befestigten Wirtschaftshof errichtet. Dort, wo heute das
Waldhotel Riesebusch ist, war Acker. Der Hügel war nicht bewaldet, da
gerodet und am Fuße der Langen Hörn war die Schwartau und sumpfiges
Gelände. Wo heute die Brücke über die Schwartau führt, war eine Mühle
(steht in dem historisches Kalender). Diese gab es schon Anfang 1200 und
1215 wurde eine Urkunde darüber ausgestellt. Die Mühle gehörte aber nur
zu 50% dem Bischof. 1251 kaufte der Bischof die andere Hälfte von einem
Ritter von Paddelügge, was vom Holstengrafen bestätigt wurde. Denn dem
gehörte das Land jenseits der Brücke (!). Otto von Padelügge war ein
Schwager der von Buchwalds. Die Burg in Groß Parin gehörte den
Buchwalds. Diese nachgewiesene Turmhügelburg wurde wiederum 1337
an den Bischof von Lübeck verkauft und musste deshalb niedergelegt
werden (Lübecker Reichsfreiheitsprivileg). Es ist also durchaus möglich,
dass die von Buchwalds einen Wehrturm im Tal errichtet hatten, also
gegenüber dem befestigten Wirtschaftshof des Bischofs, um ihr Territorium
zu sichern. Vielleicht, weil der Bischof nun die ganze Mühle besaß. Der
Bischof könnte diese Burg in nächster Nähe als Bedrohung empfunden
haben und baute dann seinen nächsten befestigten Wirtschaftshof in
Kaltenhof 1278. Die Burg im Riesebusch wurde vermutlich damals
aufgegeben und die Geschichte des Kaltenhofs kennen wir ja recht gut.
Wenn es sich also bei dem Hügel um eine untergegangene Turmhügelburg
handelt (dies ist sehr wahrscheinlich), dann gibt es verschiedene
Deutungsmöglichkeiten, die es gilt durch Belege (archäologisch oder durch
Urkunden) zu untermauern. Dazu müssen die jetzt schon vorhandenen
Unterlagen systematisch ausgewertet werden und es sind ganz sicher
offizielle Grabungen notwendig.
Wolfgang Scharf