Herzlich willkommen in der Georgskapelle Bad Schwartau.
Bis 1926 Uhr besaß die Georgskapelle als kostbares Kunstwerk den „Altar der Zirkelbrüder“, der heute im Lübecker St. Annen-Museum aufgestellt ist. Er war zur Zeit des Dritten Reiches zur Renovierung dorthin gegeben worden und wurde dann aufgrund einer Verfügung dem Museum vermacht. Bemühungen, diesen Altar nach dem Krieg wieder nach Schwartau zurückzuholen, scheiterten.
Als Ersatz erhielt die Georgskapelle den schönen, wenn auch nicht so wertvollen Barockaltar von 1674 aus der Lübecker Sankt Lorenz Kirche.
In der Mitte des Altars findet sich das Kreuz mit dem Gekreuzigten. Diese Darstellung ist nicht nur die Mitte, sie beherrscht auch durch ihre Größe den Altar. Links und rechts davon zwischen vier großen Säulen steht je eine Figur mit einem Buch in der einen Hand.
Über der Kreuzigungsdarstellung – wie auf dem Dach eines Hauses – steht noch einmal Christus in lebendiger Bewegung und als der Auferstandene, mit der Fahne des Sieges in der Hand – des Sieges über den Tod.
Unterhalb des Ganzen – in der sogenannten Predella – finden sich drei Bilder in etwas kleinerem Format, die man nur von nahem betrachten kann.
Links findet sich eine Landschaft mit Bäumen und Wiesen, von einem Wasser durchflossen. Im Vordergrund steht ein Mann in rotem Gewand, von Schafen umgeben – eines trägt er auch auf seinen Schultern. Das lässt an den 23. Psalm denken: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Oder auch an das Gleichnis vom verlorenen Schaf im Neuen Testament.
Auf der rechten Seite ist ein seltsames Bild. In einer weiten Landschaft mit Hügeln und Bergen – offenbar eine Wüste – steht vor einer Anzahl von Zelten ein Pfahl mit einem Querbalken oben, an dem eine mächtige Schlange herabhängt. Drumherum sind Menschen, eine Dreiergruppe ist ganz links im Vordergrund. Es handelt sich um die Darstellung der sogenannten „Ehernen Schlange“ aus 4. Mose 21. Während der Wanderung des Volkes Israel in das gelobte Land trafen die Menschen unter anderem auch auf eine Schlangenplage. Viele wurden gebissen und starben an dem Gift. Die Israeliten klagen Gott ihr Leid und bitten um Vergebung. Darauf hin lässt Mose – wohl einer der Männer im Vordergrund des Bildes – eine Stange aufrichten und eine bronzene Schlange daran aufhängen. Wer gebissen wird und zu ihr aufblickt, wird gerettet. Diese Geschichte und dieses Bild erzählen davon, wie das Volk Israel unterwegs immer wieder die Bewahrung Gottes erfährt. Nicht gerade zufällig ist diese Geschichte wohl für diesen Altar ausgesucht worden. Denn auch wie die St. Lorenzkirche gehörte die Georgskapelle ursprünglich zu einem Ring von Kapellen um Lübeck herum, die an Orten errichtet wurden, an dem kranke Menschen gepflegt wurden. Hier ist es nun der Blick auf das Kreuz und den Gekreuzigten, der rettet und heilsam ist für die leidenden Menschen. Denn Christus erlöst von der Schwere des Todes und nimmt sich ihrer an.
Das Bild unten in der Mitte ist weniger eindeutig erkennbar: Um einen Tisch sind Menschen in verschiedener Kleidung versammelt: Frauen, Männer und Kinder. Einer in der Mitte teilt offenbar etwas zu essen an die Umstehenden aus, ein anderer schiebt ihm bereits einen Teller zu. Es könnte sich um ein geschlachtetes Lamm handeln. Dann wäre in der Szene ein Passamahl dargestellt. Die Juden erinnern damit an den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten.
Das größte Bild ist die Kreuzigungsszene. Die Figur des Gekreuzigten erhebt sich über zwei gemalte Personen: Maria und einer der Jünger. Jesus Arme sind segnend und behütend über diesen beiden ausgebreitet. Die Trauernden wissen noch nicht, dass dieser Jesus leben und herrschen wird, und doch stehen sie schon unter seinem Segen.
Abgesetzt davon befinden sich links und rechts je für sich zwei Figuren: links der Evangelist Johannes mit einem Buch und einer Feder in der Hand; rechts Petrus ebenfalls mit einem Buch und einem Schlüssel.
Zwei Inschriften weist der Altar auf: Über dem Kreuz heißt es: „Der Mensch prüfe sich aber selbst“ nach 1.Korinther11,28. Damit wird auf die Teilnahme am Abendmahl hingewiesen. In Brot und Wein ist Christus gegenwärtig und wir haben an ihm teil. Dies setzt jedoch auch voraus, dass wir aufrichtig und uns prüfend ihm zuwenden. Unter dem Kreuz ist zu lesen: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, den Gekreuzigten.“ nach 2.Timotheus 2,8.
Abschließend sei noch auf eine Art Monogramm hingewiesen: Der Buchstabe ,S‘ zusammen mit einer Art Anker verzieren den Fuß des Kreuzes in der Mitte. Eventuell hat sich der Stifter hier verewigen lassen. Weitere Hinweise dazu finden sich allerdings nicht.